Day Eleven: Love
(2004)

Nachdem Arjen Lucassen sich in den letzten vier Jahren um solche Projekte wie Star One oder Ambeon gekümmert hat, meldet sich der Holländer jetzt endlich auch mit seinem Stammprojekt Ayreon zurück. Als Vorgeschmack zum neuen Doppelalbum "The Human Equation", das am 24. Mai erscheint, ist am 19. April die Singleauskopplung "Day Eleven: Love" erschienen.

Man mag sich zuerst wundern, warum Lucassen eine Single veröffentlicht, schien Ayreons bombastische Musik bisher doch wenig charttauglich zu sein, aber die Zeiten in der Musikbranche haben sich geändert und mittlerweile reichen auch moderate Verkaufszahlen aus, um in die Charts einzusteigen. Eine ausgezeichnete Gelegenheit natürlich, Ayreon und vielleicht auch damit verwandte Projekte und Musikstile einem größeren Publikum bekannt zu machen. Die holländischen Kollegen von Within Temptation haben es immerhin auch geschafft, ihr Album "Mother Earth" mit einiger Verspätung in die Charts zu bringen und auf MTV und Viva gespielt zu werden. Und keine Frage: verdient hat Ayreon einen größeren Bekanntheitsgrad allemal.

Die Single bietet die Radiofassung von "Day Eleven: Love", die Albumfassung von "Day Two: Isolation", sowie die beiden Bonustracks "Space Oddity" und "No Quarter", die von Bowie respektive Led Zeppelin gecovert wurden. "Space Oddity" war zuvor lediglich als Bonus der Limited Edition von "Space Metal" zu hören. Als zusätzlicher kleiner Bonus ist auf jeder Maxi-CD ein besonderer Web-Code aufgedruckt, mit dem man auf der Ayreon-Homepage exklusiven Zugang zu bisher unveröffentlichtem Material bekommt und es herunterladen kann.

Die Musik bei Ayreon gibt sich gewohnt bombastisch, ausufernd mit schönen Synthies, fetten Gitarren und ausgezeichneter Gesangsarbeit. Es tummeln sich nicht weniger als 11 Sänger in festen Rollen auf dem neuen Album. Auf der Maxi-CD zu hören sind u.a. James LaBrie von Dream Theater, Heather Findlay von Mostly Autumn, Magnus Ekwall von The Quill und Irene Jansen, die bereits bei Star One mitgesungen hat.

Daß Heather Findlay eine Rolle bei "The Human Equation" übernommen hat, kann man zumindest bei der Singleauskopplung anfangs nur dem Booklet entnehmen. Denn beim ersten Hörduchgang fragte ich mich, wie Arjen Lucassen es wohl geschafft hat, Kate Bush ans Mikro zu holen. Wer Heather Findlay bisher nur von Mostly Autumn kennt, wird auf jeden Fall überrascht sein, wie anders sie klingen kann. Ihre Kate Bush Einlage bei "Day Eleven:Love" ist jedenfalls ausgezeichnet, auf dem anderen Stück singt sie dann aber auch in ihrer gewohnten Stimmlage.

Ohne Frage: Ayreons erster Appetithappen auf das kommende Album macht Lust auf mehr. Arjen Lucassen versteht es, seinen bombastischen Rockopern viel Charme zu verleihen und alle Zeichen bei der Maxi-CD deuten darauf hin, daß das folgende Album ein echter Höhepunkt im Jahr 2004 sein wird. Kaum ein anderer vermag es, Härte und Sanftheit, schöne Melodien und schwelgerische Instrumentalparts zu verbinden. Das ganze wird dann vom abwechslungsreichen und, wie von Ayreon gewohnt, exzellenten Gesang zusammengehalten.

Zwar mag sich der Ayreon-Fan zuerst fragen, warum er sich die Single kaufen soll, wenn doch in einem Monat das Doppelalbum erscheint, aber die Hauptmotivation für die Maxi-CD wurde bereits genannt: sie soll als Vehikel dienen, in die Charts Einzug zu halten. Und zugegeben: wäre es nicht schön, demnächst mal ein Video von Ayreon auf MTV oder Viva bewundern zu können? Deshalb gibt es auch nur eine Empfehlung: kaufen.

13 Punkte