Somewhere But Yesterday
(1994 - Arkless, Bell, Cyrus, Gilmonr, MacGregor)
Peter Gabriel
hat Genesis nie verlassen.
Zusammen mit Tony Banks, Steve Hackett und Co. macht er sich den
Spaß und die Gruppe nimmt incognito als Citizen Cain Musik
auf, die nahtlos an die wohl kreativste Phase von Genesis anknüpft...
Zu schön um wahr zu sein?
Natürlich spielen nicht Gabriel und Co. bei Citizen Cain
aber die Gruppe schafft es auf beeindruckende Art und Weise die
Musik, die Kreativität und vor allem den Sound der frühen
Genesis in die Neuzeit zu transportieren. Citizen Cain (manchmal
auch Xitizen Cain geschrieben) sind eine schottische Band, die
in den frühen 90er Jahren ihr erstes Album veröffentlichten.
Die Inspirationsquelle der Gruppe ist sehr leicht und eindeutig
als Genesis auszumachen. Nicht nur, daß Sänger Cyrus
wie Peter Gabriel aus den frühen 70ern klingt, gelingt es
der Band, vollkommen eigenständige Musikwerke zu schreiben,
die stilistisch nahtlos die Linie von "Nursery Cryme" bis "Selling
England By The Pound" und "The Lamb Lies Down On Broadway" fortführen.
Daß sich dabei diverse Deja Vus einstellen liegt nicht unbedingt
an kopierten Melodielinien sondern an dem Mini Moog, der ausgiebig
eingesetzt wird und in einem liebevolle Erinnerungen wachruft
- so hat Tony Banks zu besten Zeiten geklungen, eher er sich entschied,
zunehmend Plastiksounds zu verwenden.
Nur die hier und da benutzten modernen Synthesizer und die natürlich
dank der besseren Technik sehr viel bessere Klangqualität
lassen einen nie vergessen, daß Citizen Cain nicht etwa
1973 sondern 1994 dieses Album veröffentlich haben.
Die sehr ausgefeilten Arrangements und überaus komplexen
Strukturen der Lieder hätten aber jedem Genesisalbum der
frühen 70er Jahre zur Ehre gereicht.
Das Album besteht aus 5 großen Werken, 4 Stücke bewegen
sich um die 10 Minuten Marke, während das Titelstück
"Somewhere But Yesterday" knapp 25 Minuten lang ist.
Es bleibt also genug Zeit, die typischen Progzutaten in entsprechend
ausgearbeitete Arrangements zu packen. Wer die frühen Genesis
mochte (wer tut das nicht?) wird Citizen Cain zwangsläufig
ebenfalls mögen. Man könnte allenfalls ein wenig die
fehlende Originalität bemängeln, da die Gruppe schlicht
und einfach da weitermacht, wo Genesis 1973/74 mit Gabriel aufhörten.
Doch es stellen sich beim Zuhören viele Momente ein, in denen
man die Musik genießt und bemerkt, was einem doch an den
frühen Genesis gefallen hat - Citizen Cain greifen diese
starken Elemente auf und packen ihre Ideen in das von Genesis
einst entworfene musikalische Gewand.
Einen größeren Unterschied gibt es dann aber doch noch
- während bei Genesis oft auch sehr lange instrumentale Passagen
vorherrschten ist "Somewhere But Yesterday" erstaunlicherweise
nicht so sehr instrumental ausgefallen. Es gibt viele kleine Keyboard-
und Gitarrensoli, doch der Gesang beherrscht ausnahmslos die Lieder
- das Album ist sehr textlastig ausgefallen.
Wer neue Ideen im Progrock sucht, der wird von Citizen Cain wohl
nicht zufrieden gestellt. Wer allerdings eine leicht nostalgische
Ader in sich hat und immer noch den "guten alten Zeiten" nachtrauert,
als Peter Gabriel bei Genesis seine Ideen zum Besten gab, der
findet in Citizen Cain das richtige Mittel. Und so oder so ist
"Somewhere But Yesterday" ein überaus gelungenes Progrock-Werk
in klassischer Manier.
14 Punkte
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