Garden Shed
(1977 - Henderson, Holland, Leigh, Webb)

"Garden Shed" ist eine sehr schwer erhältliche CD. Vor Jahren gab es mal eine Veröffentlichung auf CD, bei der jedoch lediglich eine LP als Master diente. Es gibt mittlerweile auch eine komplett remasterte Version mit einwandfreiem Sound - zur Zeit aber nur als teuren Import.

England spielen Progrock, der deutliche Anleihen bei Genesis und Yes nimmt, die Band verkörpert eine Mischung aus beiden Stilarten.

Lohnt "Garden Shed" nun die Suche bzw. den Kauf der CD?

Die Band hat immerhin zwei der prominentesten und besten 70er Jahre Progformationen als direktes Vorbild - doch das Resultat von England kann mich nicht unbedingt überzeugen.

Die Kompositionen sind zwar komplex geraten, wirken aber etwas blutleer auf mich, ohne Emotion oder Seele. Es wirkt phasenweise sehr konstruiert.

Zwar ist die Musik virtuos gespielt - der Baß erinnert stark an Chris Squire, der Harmoniegesang ist eindeutig von Yes abgeschaut und die Struktur der Songs von Genesis - aber irgendwie kann die Mischung nicht so recht zünden. England haben gute Ansätze, aber vor allem die Melodien können mich nicht immer begeistern. Was ich bemerkenswert finde: Englands Yes-Anleihen klingen mehr wie das, was Yes erst etwas später auf "Tormato" gespielt haben - und leider ist "Tormato" wohl das schwächste Album der 70er Jahre Inkarnation von Yes.

So hätte "Parafinalia" auch wunderbar auf "Tormato" gepaßt - was leider nicht unbedingt ein Lob für dieses kürzere Stück ist.

Recht gut ist noch der Opener "Midnight Madness", sowie mit ein paar Abstrichen "Three Piece Suite" und das abschließende Epos "Poisoned Youth".

Das Manko von "Three Piece Suite" ist die - wie es der Titel andeutet - starke Dreiteilung des Stückes. Warum ein einzelnes langes Stück daraus machen, wenn die Einzelteile eigentlich kaum eine Verbindung haben und das Endergebnis ein wenig unharmonisch und zerrissen als Gesamtergebnis klingt. Die instrumentale Arbeit ist zwar hervorragend, doch mich stört vor allem der Gesang. Es wird zwar Yes kopiert, aber die gesangliche Qualität läßt stellenweise ein wenig zu wünschen übrig, mir gefällt die hohe Stimme nicht, und manchmal ist sie auch etwas zu hoch - ein Manko, daß es auch bei dem anderen Yes-Clone "Druid" gab, die hatten allerdings die um einiges besseren Melodien.

Am besten ist der Gesang noch dann, wenn nicht versucht wird, Yes nachzueifern und die Stimmlage normal ist, dann klingt es sehr angenehm.

Das abschließende überlange Epos "Poisoned Youth" beginnt mit Schlagzeugeinsatz und schönen Mellotronklängen - aber leider können einige Teile auch hier nicht melodisch überzeugen und es fehlt für mich das Gefühl. Technik allein ist nicht alles.

Obwohl also alle Zutaten vorhanden sind, die ein gutes Progrock Werk auszeichnen, kann das Album bei mir nicht wirklich punkten. Lohnt sich der Kauf? Ich persönlich würde den Kauf dann empfehlen, wenn es das Album als Nice Price CD für 20 DM geben würde.

Es lohnt sich meines Erachtens nicht, teure Importversionen zu ordern. England klingen dafür einfach zu blutleer und irgendwie künstlich bemüht, progressiv zu wirken. Sie schaffen zwar den einen oder anderen guten Moment, aber über die gesamte Länge betrachtet können sie zu keiner Zeit ihre Vorbilder erreichen. Bzw. sie erreichen zwar Yes - aber leider zumeist in der Verfassung von "Tormato" - auch wenn dieses erst später als "Garden Shed" auf den Markt kam.

8 Punkte