Age of Impact
(1999)

Explorers Club liest sich von der Besetzung her auf den ersten Blick wie das Who is Who der nordamerikanischen Progmetalszene. Mit John Petrucci, Derek Sherinian und James LaBrie wirkt allein schon die halbe Dream Theater Truppe mit, daneben sind aber auch noch der Sänger von Cairo, Bret Douglas, und Yes-Ikone Steve Howe vertreten, um die bekanntesten Musiker zu nennen.

Explorers Club ist dabei aber das Soloprojekt und geistige Kind von Trent Gardner, der ansonsten in der Gruppe Magellan tätig ist.

Trent Gardner fühlt sich sehr dem progressiven Genre verbunden und präsentiert hier nun seinen ersten richtig großen Versuch in diesem Musikbereich. Er bedient sich dabei der schon oben erwähnten Gastmusiker, wobei John Petrucci den größten Part hat. Die Sänger hingegen wechseln sich von Lied zu Lied ab.

Wie die sehr Dream-Theater-lastige Musikerriege schon ahnen läßt, ist das Album im progressiven Metal angesiedelt und erinnert mich stellenweise auch durchaus an ältere Dream Theater Alben.

John Petrucci kann bekanntermaßen sehr schnell spielen, was er auch hier erneut eindrucksvoll beweist, wobei diese schnelle Spielweise sicherlich aber nicht jedermanns Geschmack ist. Steve Howe bedient leider nur recht selten die Akustikgitarre, mich hätte sein Einfluß an der E-Gitarre interessiert. Also ist dieses Metier fast gänzlich Petrucci überlassen. Und so sehr ich seine komplexe Technik schätze, so wünsche ich mir doch manchmal ein wenig mehr gefühlvolle und stillere Parts, die es zu selten gibt.

Die Musik als solches bietet schöne Melodien, die Arrangements sind wie erwähnt dabei meist im Progmetal angesiedelt und wohl auch aufgrund der Musiker manchmal ähnlich zu älteren Dream Theater Werken.

Große Ausnahme ist dabei "Fading Fast", das zu Anfang eine ähnliche Stimmung wie die zweite Hälfte der "Tales from Topographic Oceans" von Yes (die als Einfluß auch auf anderen Stücken zu hören sind) erzeugt und später dann eine sehr entspannte und wunderbare Melodie liefert. Im abschließenden Gitarrensolo zeigt Petrucci, daß er auch die gefühlvolle Seite beherrscht.

Von den insgesamt fünf Stücken auf dem Album ist "Fading Fast" aber das einzige etwas ruhigere, ansonsten geht es sehr kraftvoll, dynamisch und manchmal auch sehr schnell zu.

Vor allem die Gitarrenriffs bei den beiden letzten Liedern erinnern stark an Dream Theater, und gerade das letzte Stück des Albums - Last Call - könnte ebensogut von den Progmetallern stammen. Vielleicht wird dieser Eindruck auch dadurch erweckt, daß hier Petrucci wie stets die Gitarre spielt und James LaBrie den Gesangspart hat.

Das Lied mündet in ein überschnelles Gitarrensolo von Petrucci, das mir leider nicht sonderlich gefällt, weil es zu schnell und zu hippelig klingt für mich. Der Ausklang des Albums geschieht dazu am Ende auch noch recht abrupt, so daß das Ende nicht sehr befriedigend wirkt.

Der Gesamteindruck des Albums ist dennoch positiv. Ich gebe zu, daß mir die Progmetalvariante à la Dream Theater inzwischen nicht mehr durchweg in allen Momenten gefällt, aber das Album bietet bis auf einige absolute Geschwindigkeitskoller im letzten Lied sehr angenehme Melodien und komplexe Arrangements, die zwar manchmal von der überschnellen E-Gitarre hinweggefegt werden, dies aber nur selten.

Wer Progmetal im Stile Dream Theaters mit Einflüssen von Yes mag (und Steve Howe an der Akustikgitarre liebt), der wird Explorers Club sehr genießen, andere werden es wohl stellenweise zu brachial finden. Die ersten drei Stücke sind meiner Meinung nach aber sehr gut geratene progressive Musik mit Fading Fast als Highlight. Von den fünf durchweg überlangen Stücken sind es bei mir die letzten beiden, die mich nicht immer begeistern können. Ansonsten sind die Lieder sehr tiefschichtig und auch abwechslungsreich geraten und Trent Gardners Projekt läßt auf mehr Musik von ihm hoffen.

12 Punkte