Notes From The Past
(2002 - Ågren, Lundin, Lundström, Reingold, Stolt)

Kaipa war in den 70er Jahren die große Progressive Rock Band in Schweden. Von 1975 bis 1982 veröffentlichte man fünf Alben ehe es dann Anfang der 80er Jahre zur Auflösung kam. Kaipa war auch die Band, mit der Roine Stolt erste Meriten im Progrock-Genre sammeln konnte, ehe er sich in den 90er Jahren zum Workaholic mauserte und nicht zuletzt mit den Flower Kings für Aufsehen sorgte.

Im Zuge der Renaissance des Progrocks war es kein Wunder dann, daß nach 20 Jahren Kaipa so etwas wie eine Wiederauferstehung feiern. Von der Originalbesetzung sind lediglich der Kopf der Gruppe Hans Lundin und Gitarrist Roine Stolt (der Mann, der anscheinend keine Freizeit mag) erneut dabei. Verstärkt werden die beiden vom Ritual-Sänger Patrick Lundström, der seine Sache recht gut macht, dem Flower Kings Bassisten Jonas Reingold, dessen Fähigkeiten schon mehrfach bewiesen wurden, Schlagzeuger Morgan Ågren und einigen Gastmusikern, darunter die Sängerin Aleena und Trompeter Tage Rolander.

Der Albumtitel ist bei Kaipa gleichzeitig auch Motto - "Notes From The Past" beinhält alle Ingredenzien, die man bei seinen Proglieblingen Yes und Genesis aus den 70er Jahren kannte, teilweise werden einige Stilelemente exakt zitiert. So auch z.B. der Morsecode Rhythmus von "Watcher Of The Skies". Keyboarder und alleiniger Komponist Hans Lundin schwelgt in Mellotronteppichen und analogen Synthesizern, während Roine Stolt seinen mittlerweile bekannten Gitarrenstil, der eine Mixtur aus Steve Howe, Steve Hackett oder auch Brian May ist, dem Klanggemälde beisteuert.

Richtig überraschen kann auf dem Album eigentlich nichts. "Notes From The Past" bietet grundsoliden Retroprog, der Fans der 70er Jahre gewiß gefallen wird. Doch leider haben sich auf dem Album auch einige Schwächen eingeschlichen. Das Grundgerüst ist zwar hochklassig, doch manche Komposition mäandert ziellos vor sich hin und von den zahlreichen Instrumentalpassagen sind einige ebenfalls recht zwecklos geraten. Erstaunlich ist, daß die Musik, obwohl durchgängig von Hans Lundin komponiert, stellenweise recht deutlich an die Flower Kings erinnert. Das wird selbstverständlich an Roine Stolt liegen, ist aber auch ein kleines Problem, weil Kaipa so ein wenig eine eigene Identität fehlt, um nicht wie ein weiteres Nebenprojekt von Roine Stolt zu wirken, sondern als Gruppe von Hans Lundin.

Anzumerken ist noch der weibliche Gastgesang von Aleena, etwas, das man im Proggenre nicht allzuoft findet. Aleena erinnert dabei ausgerechnet an die einzig bekanntere Frontfrau im Genre, Tracy Hitchings. Während woanders Aleena teilweise mit der "Kelly Family" verglichen wurde, kann ich dem nicht zustimmen - ich finde, daß sie ihre Sache recht gut macht. Auf dem nächsten Album spielt sie dann auch eine etwas größere Rolle.

Abschließend bleibt das Fazit, daß Kaipa zwar vielversprechende Ansätze zeigen und dem Progliebhaber vergangener Tage genau das bieten, was man früher auch schon liebte, doch leidet das an sich gute Klanggerüst gelegentlich unter zu durchschnittlichen Kompositionen und manchmal unter zu langen Instrumentalteilen, die nach ein paar Minuten nicht mehr viel neues bieten und stark nach Selbstzweck aussehen. Innovation kann man von einer Retroband naturgemäß nicht erwarten, weshalb man sie auch nicht auf "Notes From The Past" suchen sollte. Dessen ungeachtet können Fans des 70er Jahre Progrocks mit Kaipa eigentlich nichts falsch machen und können getrost zugreifen.

10 Punkte