Liquid Tension Experiment 2
(1999 - Levin, Petrucci,Portnoy, Rudess)
Ich habe die
Dream Theater Alben der letzen Zeit manchmal wegen übertriebener
Frickelei ein wenig kritisiert. Aber zugegeben: Frickelei kann
durchaus Spaß machen und vor allem Spaß beim Zuhören
machen. Nun sind bei LTE John Petrucci, Mike Portnoy, Jordan Rudess
und Altmeister Tony Levin sicherlich nicht bekannt für ihre
Zurückhaltung beim Umgang mit ihren Instrumenten...
LTE ist ein Spaßprojekt und diesen Spaß hört
man. Die meisten Stücke entstehen aus Jams und spontanen
Ideen, es gibt Hochgeschwindigkeitsarbeit an den Gitarren von
Petrucci, schwelgende Keyboards, ein entfesseltes Schlagzeug und
großartige Arbeit am Baß.
Wer lieber durchkomponierte Musik mag und Frickelei aus Selbstzweck
überhaupt nicht ausstehen kann, sollte besser einen weiten
Bogen um LTE machen.
Die durchwegs instrumentalen Stücke jedoch machen Spaß,
wenn man weiß, worauf man sich einläßt. Die Musik
hat Drive und sind spieltechnisch selbstverständlich ganz
weit oben angesiedelt. Daß dabei mancher Jam an Instrumentaleinlagen
bei Dream Theater erinnert ist bei 3/5 Dream Theater nicht verwunderlich.
Bei aller Improvisation klingen die Lieder aber niemals zurechtgestückelt
- auch gibt es wirklich stimmungsvolle Momente und sehr melodische
Passagen. LTE2 ist also nicht nur Frickelei aus Selbstzweck heraus.
Vor allem das letzte Stück "Hourglass" ist mit Akustikgitarre
und Pianobegleitung sehr gefühlvoll und schön geraten.
Wer sollte sich LTE kaufen bzw. nicht kaufen? Wer Dream Theater
mag und John Petruccis Art und Weise, die Gitarre zu behandeln
zu schätzen weiß, der sollte auf jeden Fall einen Versuch
starten. LTE ist nichts für Leute, die lieber Progrock der
klassischen Art bevorzugen und mit instrumentaler Selbstdarstellung
nicht viel anfangen können.
Ansonsten kann man bei LTE vier begnadeten Musikern beim Spaßhaben
zuhören. Und neben all der Frickelei bekommt man auch gefühlvolle
Momente geliefert.
11 Punkte
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