Damnation
(2003 - Akerfeldt, Lindgren, Lopez, Mendez)
Opeth starteten einst als Death-Metal
Combo. "Damnation" kennzeichnet nun eine Abkehr vom bisherigen
Stil. Das Album wurde von keinem geringeren als Steven Wilson
von Porcupine Tree
produziert, der auf einigen Tracks auch als Gastmusiker auftritt
und dann z.B. dem Mellotron die wohlbekannten Klänge entlockt.
Da ich die bisherigen Alben von Opeth nicht kenne kann ich kaum
Vergleiche ziehen, aber die Vergangenheit als Death Metal Band
legt nahe, daß es früher gewiß auch mal brachial
zu Werke ging. "Damnation" ist das genaue Gegenteil davon. Das
Album klingt sehr harmonisch, sozusagen aus einem Guß. Die
einzelnen Lieder sind schon beinahe meditativ, sehr ruhig und
entspannend. Der Gesang von Mikael Akerfeldt warm und angenehm.
Härtere Passagen oder mal eine etwas härtere Gitarre
gibt es eigentlich nicht. Was dann auch in meinen Augen die Schwäche
des Albums ausmacht. Für sich betrachtet sind die einzelnen
Lieder alle angenehm, doch wenn man acht ähnlich konzipierte
Songs auf ein Album packt, macht sich eine gewisse Gleichförmigkeit
breit.
Am stärksten ist das Album dann, wenn Steven Wilson den Klang
der Band mit seinem Mellotron bereichert und die Melancholie vertieft.
Teilweise klingen die Melodien dann gar lieblich, wie z.B. das
brillante "In My Time Of Need". Nicht umsonst erinnert es dann
u.a. an die ruhigeren Momente bei Porcupine Tree. Es gibt aber
auch andere Einflüsse. "Closure" mit seinen leichten Folkelementen
weckt z.B. Erinnerungen an The Tea Party und die E-Gitarre auf
"Ending Credits" klingt ein wenig nach Carlos Santana.
Trotzdem variieren Opeth leider ihren Sound auf dem Album nicht
genug. Etwas mehr Experimentierfreude hätte einigen Liedern
gut getan. So aber ist alles nett, alles brav, einiges auch schön,
anderes dafür zu unauffällig. Eine gewisse unterschwellige
Kraft strahlen die Lieder aus, aber diese wird niemals entfesselt.
Zu zurückhaltend agiert die Band.
Und so ist "Damnation" ein sehr entspannendes Album geworden -
leider derart entspannend, daß die Musik in ihrer Gesamtheit
so gut wie keine Höhepunkte entwickelt. Es gibt Augenblicke,
bei denen man sich ein etwas härteres Riff oder auch mal
ein etwas dynamischeres Solo wünscht. Doch die besinnlichen
Melodien fließen kontinuierlich weiter und lassen keinen
Raum dafür. "Damnation" ist damit vielleicht der ideale Soundtrack
zum kommenden Herbst.
"Damnation" ist also beileibe kein schlechtes Album. Es hat einige
positive Ansätze, einige sehr schöne Melodien, aber
in letzter Konsequenz sind die Lieder zu ähnlich, was es
mitunter mühsam macht, das Album als Ganzes zu hören.
Melancholiker und Leute, die auch ruhige Musik zu schätzen
wissen, kommen aber voll auf ihre Kosten und sollten "Damnation"
auf jeden Fall antesten. Mit Progressive Rock im eigentlichen
Sinne hat es dabei wenig zu tun, aber die Genregrenzen sind ohnehin
fließend.
10 Punkte
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