Animals
(1977 - Gilmour, Mason, Waters, Wright)

"Animals" war ein sehr ambitioniertes Werk. Das Album will anhand von Tieren die Charakteristika der Menschen bzw. die Gesellschaft beschreiben. Unvergessen ist sicherlich auch die Anekdote mit dem fliegenden Plastikschwein, das für die Photoaufnahmen zum Cover des Albums an einem Seil in der Luft schweben sollte - sich aber losriss und für einige Verwirrung im londoner Luftraum sorgte...

Doch zurück zur Musik. Auf "Animals" macht sich verstärkt ein Trend bemerkbar. Während auf den Vorgängeralben die Gruppenmitglieder von Pink Floyd wirklich als Gruppe agierten und es auch durchaus Kompositionen gab, die nicht von Roger Waters stammen, so hat er hier mit "Animals" beinahe ein Einzelprojekt aufgestellt. David Gilmour ist als Komponist lediglich an "Dogs" beteiligt, der Rest wird von Waters im Alleingang bewältigt. Desweiteren übernimmt Waters auch sehr viel mehr Gesangsteile - wobei Gilmour mit Sicherheit der bessere Sänger ist. Man muß hierbei Waters zu Gute halten, daß seine Stimme durchaus für hysterische bzw. zynische Untertöne im Gesang geeignet ist.

Abgesehen von der zunehmenden Machtkonzentration auf Roger Waters ist das Album als solches auch ein wenig in Vergessenheit geraten. Es ist bei weitem nicht der zeitlose Klassiker wie es die beiden Alben zuvor sind.

Das mag daran liegen, daß die Thematik des Albums ein wenig moralinsauer daherkommt. Menschen werden in Hunde (die stets auf ihren eigenen Vorteil bedacht sind), Schweine (die sozusagen die Macht innehaben) und Schafe (das gewöhnliche Volk, das mit Hilfe der Hunde von den Schweinen ausgebeutet wird) aufgeteilt. Das ist gewiß stark vereinfacht und die Sozialkritik von Waters wirkt deshalb manchmal auf mich etwas unbeholfen.

Doch abgesehen davon bietet "Animals" durchaus gute Musik. Es wird zwar nicht mehr die Klasse der beiden letzten Alben erreicht, aber Lieder wie "Sheep" sind für mich sehr gelungen. "Dogs", das knapp 17 Minuten dauert (das einzige Lied auch, auf dem Gilmour ein wenig singen darf), hat dagegen leider ein paar Längen. Die Arbeit an der E-Gitarre von Gilmour ist immer noch großartig, aber die Melodielinie wirkt zu eintönig auf die Dauer.

"Pigs" ist sehr bissig geraten und der Baß von Waters klingt sehr knackig. Die "grunzende" E-Gitarre von Gilmour ist mittlerweile auch schon beinahe ein Klischee - aber nur, weil es seitdem oft kopiert bzw. imitiert wurde.

Dazu gibt es dann noch zwei besinnliche Balladen auf der Akustikgitarre von Waters. Sie rahmen das Werk ein und bieten so etwas wie Trost und Geborgenheit in der ansonsten sehr kalten und rauhen Welt, die Roger Waters auf dem Album skizziert.

Mit "Animals" ist Pink Floyd nicht der große Wurf gelungen, aber es gibt genug gute Momente, die das Album deutlich über den Durchschnitt heben. Eines wird auf dem Album auch noch deutlich - der zunehmende Egotrip von Roger Waters als Alleinherrscher in der Band.

12 Punkte