A Momentary Lapse Of Reason
(1987 - Gilmour, Mason)

Roger Waters hatte nach "The Final Cut" die Absicht gehabt, Pink Floyd aufzulösen, doch seine Mitstreiter waren anderer Meinung. Was folgte waren lange Gerichtsprozesse und eine innige Feindschaft zwischen Waters und dem Rest der Band. Das Gericht sprach Gilmour und Co. die Namensrechte zu, im Gegenzug wurde z.B. "The Wall" komplett Roger Waters überlassen.

Nun denn, Pink Floyd firmieren auf dem 87er Album eigentlich mehr als Name denn als Band. Sozusagen wurde Roger Waters' Alleinherrschaft durch die David Gilmours ersetzt. Nick Mason spielt die Drums, aber nicht mal die komplett, da selbst am Schlagzeug Gastmusiker wirken. Die Liste der Sessionmusiker ist länger als die Anzahl der Lieder, immerhin spielt darunter auch Richard Wright wieder mit.

Gilmour - was vielleicht Waters ärgert - ist aber sicherlich ein großes Markenzeichen von Pink Floyd. Sein Gitarrensound und seine Stimme haben Pink Floyd über Jahre hinweg geprägt. Seine Kompositionen sind zumeist breitwandig, und teilweise bombastisch. David Gilmour nutzt auf "A Momentary Lapse..." sehr gerne seine E-Gitarre und liefert dabei herrliche Soli ab.

"A Momentary Lapse..." hat einige sehr schöne Momente. Das epische "Sorrow" mit genialem Solo von Gilmour und die Halbballade "On The Turning Away" sind sehr starke Lieder. Doch es gibt auch teilweise haarsträubendes wie das nervig laute "The Dogs Of War", leicht uninspiriert klingendes wie "Signs Of Life" und eine Mainstream-Single wie "Learning To Fly".

Pink Floyd bzw. David Gilmour geht bei "A Momentary Lapse..." gewiß nicht sonderlich innovativ zu Werke. Teilweise kopiert man sich auch dreist selbst. Wie beim Intro zu "One Slip", das einfach ungeniert beim Intro von "Time" abkupfert, aber nichtsdestotrotz ist ein Großteil der Songs gelungen. Sie klingen zwar teilweise ein wenig steril, wie es in den 80er Jahren leider oft die Norm war, aber das gefühlvolle Spiel von Gilmour setzt genug I-Tüpfelchen.

Das Album, wenn auch kein Meisterwerk, kann Pink Floyd Fans auf jeden Fall freuen. Immerhin klingt die Band hier mehr nach Pink Floyd als auf "The Final Cut" oder auch phasenweise bei "The Wall". Natürlich kann man aufgrund der mangelnden Innovation oder auch mancher kopierten Idee (immerhin klaut David Gilmour bei sich selbst und muß sich nicht bei anderen bedienen) die Nase rümpfen.

Auch ist wie weiter oben schon erwähnt nicht alles gelungen. Neben dem mißlungenen "Dogs Of War" gibt es auch das uninspiriert klingende Instrumental "Terminal Frost" zu hören. Aber "Sorrow", "One Slip", "On The Turning Away" und "Yet Another Movie" überzeugen voll bzw. es ist mit "Sorrow" auch ein wirklich grandioses Lied dabei.

"A Momentary Lapse Of Reason" mag manche Pink Floyd Fans aufstöhnen lassen. Aber ich denke, es ist für die damalige Zeit und unter den Umständen der Produktion durchaus lohnenswert. Nicht genial, auch nicht großartig, aber durchaus sympathisch und es bietet an manchen Stellen gute bis sehr gute Musik.

10 Punkte