Space Metal
(2002 - Lucassen)

Arjen "Ayreon" Lucassen hat in den letzten Jahren durch seine aufwendigen Space-Opern auf sich aufmerksam gemacht. Als Ayreon setzt er in diesem Genre den Maßstab, an dem sich seine Nachahmer messen lassen müssen. Aber dem nicht genug versucht sich Lucassen in den letzten Jahren auch an anderen Projekten. Mit "Ambeon" widmete er sich Ambient-Klängen, wozu er alte Ayreonsongs verarbeitete, neu arrangierte und von seiner Sängerin neue Melodielinien schreiben ließ.

"Star One" ist nun nach "Ambeon" die andere Seite des Pendels. Mit "Star One" präsentiert Lucassen nach der soften Ambeon-Seite lupenreine Heavy Metal Songs im Science Fiction Gewand. Natürlich sind die Ähnlichkeiten bei den Melodien zu "Ayreon" sehr stark, aber die Lieder auf "Star One" sind um einiges geradliniger, nicht ganz so komplex, sondern konzentrieren sich auf eher mitsingfähige Metalhymnen im SciFi-Outfit. Und da Lucassen die zahlreichen Ayreonfans sozusagen nicht mit diesem nicht gar so progressiven Ansatz verärgern will hat er den Namen "Star One" für sein neues Projekt gewählt - auch wenn progressive Ansätze immer noch vorhanden sind.

Abgesehen von der eher geradlinigen Musik sind die Ähnlichkeiten zu den Ayreonwerken aber recht groß. Auch bei "Star One" bedient sich Lucassen zahlreicher Musiker, die seine Kompositionen gekonnt umsetzen. Mit Dan Swano (Nightingale), Russell Allen (Symphony X), Damian Wilson (Ex-Threshold und Ex-Landmarq) und Floor Jansen (After Forever) teilen sich allein vier Sänger den Job, wobei jeder Sänger entsprechend seiner Stimmlage und der Stimmung im Lied eingesetzt wird. D.h. man hört in den einzelnen Liedern eigentlich immer alle vier Sänger in verschiedenen Passagen des Lieds. Bei der illustren Besetzung muß kaum erwähnt werden, daß der Gesang auf "Star One" erstklassig geraten ist.

Auf der Musikerseite sind Ed Warby an den Drums dabei, dazu auch Lucassens Keyboardkollege Erik Norlander, die mittlerweile auf diversen Projekten zusammengearbeitet haben. Dazu kommen noch Jens Johansson, der einige Keyboardsolos spielt und Gary Wehrkamp von Shadow Gallery, der einige exzellente Gitarrensolos beisteuert.

Die Musik selbst wird eigentlich schon perfekt vom Bandnamen und dem Albumtitel wiedergegeben. "Space Metal" ist das Programm dieser CD. Arjen Lucassen hat sich dabei von diversen SF-Filmen inspirieren lassen und jedes Lied um einen SF-Film herum komponiert, wobei die Texte mal recht deutlich, mal eher subtil auf den Film hindeuten. So haben die Songs u.a. Star Wars, Star Trek, Alien, Dune und 2001 zum Thema. Fans von SF-Filmen werden einen ihrer Lieblingsfilme gewiß wiedererkennen.

Der Space Metal von "Star One" ist sehr dynamisch geraten, sehr melodisch und Lucassen hat sein Ziel erreicht, die Songs sehr eingängig zu machen. Freunde etwas komplexerer Klänge werden hier nicht wirklich bedient, dafür aber jene, die bombastische Musik mit viel Dynamik lieben.

Wer die Werke von "Ayreon" kennt, dem wird höchstwahrscheinlich auch "Star One" gefallen. Zwar ist es, wie erwähnt, nicht so komplex, aber man erkennt in jedem Lied die Markenzeichen von Arjen Lucassen wieder: schöne Melodien, ausgezeichneter Gesang, viel Bombast, viele analoge Keyboards und immer wieder schöne Instrumentaleinlagen. Nur daß es bei "Space Metal" eine ganze Nummer schneller und heftiger zugeht.

Auf der regulären CD gibt es keinen einzigen Ausfall, das Niveau ist gleichbleibend hoch. Dazu gibt es mit der Limited Edition noch eine Bonus-CD auf der man u.a. ein Medley aus Liedern der Space Metal Veteranen Hawkwind mit Hawkwindsänger Dave Brock findet, das gut gelungen ist, dazu aber auch eine gräßliche Coverversion von David Bowies "Space Oddity", die nicht nötig getan hätte.

Abschließend bleibt festzuhalten, daß - obwohl ein anderer Name gewählt wurde - "Star One" auch alle Ayreonliebhaber ansprechen wird. Die Ähnlichkeiten sind sehr viel größer als die Unterschiede.

Es bleibt bei einem rundum gelungenen Album allenfalls kritisch festzuhalten, daß Arjen Lucassen sich recht routiniert seiner Space-Formel bedient. So klingen große Teile von "Universal Migrator: Part 2" und "Space Metal" gleich. Sehr originell ist das nicht immer.

12 Punkte