The Six Wives Of Henry VIII
(1973)

Rick Wakeman war in den frühen 70er Jahren auch Solo sehr erfolgreich - im Gegensatz zu seinen damaligen Bandkollegen bei Yes. Deren Soloversuche Mitte der 70er blieben kommerziell doch etwas im Schatten.

Wakeman hat sich auf seinem rein instrumental gehaltenen Konzeptalbum den sechs Frauen Heinrichs des Achten angenommen, wobei die sechs Lieder auf dem Album jeweils eine der Frauen zum Thema haben. Genaugenommen ist das "Konzept" für den Hörer jedoch unwichtig, da die Lieder keinen Text haben.

Die Richtung des Albums wird schon auf dem Backcover der CD angegeben: Wakeman posiert zwischen seinen diversen Keyboards. Und obwohl er auch Gitarristen einsetzt (u.a. auch Steve Howe) gehen die E-Gitarren im Mix eigentlich völlig unter. Rick Wakemans diverse Tasteninstrumente, darunter natürlich Moog-Synthesizer, Hammond-Orgel und Mellotron, dominieren völlig. Allein Baß und Schlagzeug (auf beiden Instrumenten spielen teilweise auch die damaligen Yes-Kollegen Squire und White sowie Bill Bruford) spielen noch eine gewisse Rolle. Wakeman scheint ansonsten die Gitarrenphobie so mancher Keyboardkollegen zu teilen.

Musikalisch wirkt das Album aus heutiger Sicht antiquiert - während z.B. die Stücke von Yes und anderer Bands damals auch heute noch ihre Wirkung haben und zeitlos sind, ist die Zeit an Wakemans Album nicht spurlos vorübergegangen. Die Herkunft aus den frühen 70er Jahren läßt sich nicht leugnen.

Die Kompositionen geben sich dem Bombast hin, es gibt stellenweise Frauenchöre und immer wieder tempogeladene Arpeggios von Wakeman. Seine Arbeit an den Keyboards ist wie erwartet sehr gut, doch ich finde, daß die Melodien ihm nicht so gut gelingen. Manchmal habe ich das Gefühl, daß er sich mehr auf Technik und Arrangement denn auf eine Melodie konzentriert. An das Niveau von Yes kommt er selbst nicht heran, dort waren die hauptverantwortlichen Komponisten aber auch andere.

Rick Wakemans Album hat dennoch einen gewissen Reiz. Wer Keyboardschwelgereien mit klassischen Anleihen mag, der bekommt einiges geboten. Das Ganze erinnert musikalisch allerdings nicht an Yes, allein die charakteristische Spielweise von Wakeman erkennt man natürlich. Mit seinen immer wieder eingestreuten klassischen Anleihen könnte man das Album am ehesten noch mit ELP vergleichen, wobei es kompositorisch nicht an Emerson und Co. heranreicht.

Essentiell ist das Album gewiß nicht. Heutzutage hat es wohl mehr nostalgischen Wert als künstlerischen. Aus musikalischer Sicht sind die späteren Solodebuts von Jon Anderson und Chris Squire für mich besser gelungen. Und instrumentale Alben gab es in den 70ern auch bessere. Letztlich ist Wakeman ein solides Album mit guten Momenten gelungen. Zwar kein Meisterwerk, doch ohne Längen hörbar. Man muß es aber nicht besitzen.

9 Punkte